In den unterirdischen Räumen des Schlosses wohnen drei weißgekleidete Jungfrauen, die unermeßlich reich sind. Nie sieht man alle drei zusammen, immer kommen zwei oder nur eine zum Vorschein. Sie sehen zart wie Luft aus und man erkennt sie an verschiedenen Gegenständen, die sie gewöhnlich tragen. Zwei der Jungfrauen sind im Gesicht etwas bleich, aber noch bleicher ist die dritte, die immer still und nachdenklich aussieht. Die beiden anderen zeigen heitere Mienen. Sie lieben helle Mondnächte. Da gehen manchmal zwei von ihnen Arm in Arm auf dem Schloßplatz spazieren. Auch laufen sie, suchen sich zu haschen und bewerfen sich mit Blumen.

Ein Rauschenberger, der spät abends über den Schloßberg gehen musste, sah , wie im Mondschein vor der Ruine ein großes weißes Tuch ausgebreitet lag, auf das ein großer Haufen goldener Weizenkörner geschüttet war. Zwei der Jungfrauen wendeten die Körner. Die eine führte dabei einen Rechen, die andere eine Schaufel, die beide aus Silber bestanden. Die dritte Jungfrau war nicht auf dem Platze. Wohl aber erschien ihr bleiches, ganz geisterhaftes Gesicht von Zeit zu Zeit in einer Fensterhöhle des Turmes.

Darüber ergriff den Burschen ein Grausen; er glaubte, sie wolle ihm durch ihr Erscheinen seinen baldigen Tod ankündigen. In großer Hast floh er von der unheimlichen Stätte.

Bild: Zeichnung
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