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Stadtbücherei Rauschenberg – Buchbesprechung: Lehrerin einer neuen Zeit, von Laura Baldini
Rom im Jahr 1894, die 24 jährige Maria Montessori ist in einer gutbürgerlichen katholischen Familie aufgewachsen. Zum Leidwesen des konservativen Vaters gelten ihre Interessen den Naturwissenschaften und allen Widerständen zum Trotz gelingt es ihr, einen Studienplatz im Fach Medizin zu erlangen. Aber auch an der Universität machen ihr die Professoren und die ausnahmslos männlichen Kommilitonen das Leben schwer. So darf sie den Anatomiesaal nicht mit den anderen betreten, was dazu führt, dass sie in den dunklen Abendstunden allein mit den Leichenteilen ist und ihre praktischen Übungen bei Kerzenlicht und ohne einen Beistand bewältigen muss. Maria lässt sich jedoch nicht abschrecken und tritt noch während ihres Studiums eine Assistenzstelle in der psychiatrischen Klinik in Rom an. Gleich bei ihrem Antrittsbesuch ist sie schockiert über die menschenunwürdige Unterbringung insbesondere der Kinder, die ihren Tag nur sitzend auf ihren Betten verbringen. Obwohl sie ja eigentlich Medizin studiert, beschafft sie sich nun pädagogische Literatur und beginnt damit, den Kindern die unterschiedlichsten Gegenstände anzubieten, um deren Sinneswahrnehmung zu fördern. Von einem bekannten Schreiner lässt sie Holzspielzeug in verschiedenen Formen herstellen. Mit dem Arzt Dr. Giuseppe Montesano, der die große Liebe ihres Lebens wird, erhält sie vom Schulministerium das Angebot, die neu gegründete Schule für Erzieherinnen mit angeschlossener Lehr- und Versuchsanstalt zu leiten. Dass sie und Giuseppe ein Paar sind, darf niemand erfahren, denn im streng-katholischen Italien werden außereheliche Beziehungen nicht geduldet. Als Maria schwanger wird, muss sie sich entscheiden: Will sie die Ehefrau eines Arztes werden und zukünftig immer in dessen Schatten stehen? Oder ist ihr ihre Arbeit, ihre Selbständigkeit und auch ihre Berühmtheit wichtiger?
Anette Böhm-Kuczera