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Stadtmuseum Rauschenberg: Karte Rauschenbergs von 1740
Bereits im vergangenen Sommer hat ein neues, besonderes Exponat seinen Platz in unserem Stadtmuseum gefunden. Einem ehemaligen Bewohner von Rauschenberg ist bei den Vorbereitungen zu seiner Auswanderung nach Südeuropa eine handgezeichnete Karte unseres Städtchens in die Hände gefallen. Glücklicherweise entschied er sich, diese nicht mit in die Umzugskartons zu packen, sondern fragte per Email über Frau Ulrike Huth bei der Stadtverwaltung an, ob Interesse an der Karte bestünde. Diese zögerte nicht lange und informierte das Museums-Team (herzlichen Dank dafür!), das über Matthias Krause Kontakt zum Besitzer der Karte aufnahm und diese inzwischen in Empfang nehmen konnte.
Im Turmzimmer des Rathauses wurde die Karte behutsam und vorsichtig ausgebreitet und gemeinsam mit Helmut Klingelhöfer ausgiebig begutachtet. Es handelt sich um eine Tuschehandzeichnung mit weiteren Details in Aquarell- bzw. Lavierungstechnik, die als eine Kopie, die am 6. Juli 1784, die letzte Ziffer ist nicht eindeutig lesbar, vom Registrator J.G. Gesell in Kassel von der Rauschenberger Stadtkarte angefertigt wurde, deren Original 1740 aufgemessen und gezeichnet worden war. Das Original selbst ist im Hessischen Staatsarchiv Marburg überliefert.
Wie Helmut Klingelhöfer berichtete, wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts überall in der Landgrafschaft Hessen-Kassel Kartierungen der Gemarkungen und Ortslagen vorgenommen und 100 Jahre später um 1850/60 kopiert, um sicherzustellen, dass die Daten nicht durch Beschädigungen und Verblassen verlorengingen. Warum von der Rauschenberger Karte bereits nach wenig mehr als 40 Jahren eine Kopie angefertigt wurde, ist nicht geklärt. Auch die um 1850/60 geschaffenen Rauschenberger Kopien sind im Staatsarchiv überliefert.
Da auch unser Exponat – Papier auf Leinen – bereits brüchig ist, einige Risse und auch Fehlstellen aufweist und überdies nicht ständigem Licht ausgesetzt werden darf, um nicht noch weiter zu verblassen, wird das Original nur zu besonderen Anlässen zu besichtigen sein. In die Dauerausstellung wird stattdessen eine Kopie in Originalgröße übernommen, auf der sehr schön der mittelalterliche Stadtkern mit den vier vom Marktplatz ausgehenden Straßen, dem Scheunenviertel, das sich mit den Gärten gürtelartig um die Stadt legt, und dem ehemaligen Verlauf der Stadtmauer zu erkennen sein wird. Es ist auch gelungen, den Zeichner der Kopie zu identifizieren. Es handelt sich um Johann Gottlieb Gesell, Registrator beim landgräflichen „Steuer-Collegium“ in Kassel, dort ist er seit 1778 als Registrator nachweisbar. 1777 war er noch Skribent, also Schreiber.
Die Museumskümmerer